Der Ausbau zur vollständigen Barrierefreiheit an Haltestellen für Bus  und Bahn, im Stadt- sowie im Landkreis Karlsruhe läuft dem Zeitplan weit  hinterher. Nach dem Personenbeförderungsgesetz sollte der öffentliche  Personennahverkehr bereits am 1. Januar vergangenen Jahres die  vollständige Barrierefreiheit erreicht haben.   
  Schaut man sich die aktuelle Situation an, werden Eingeschränkten  Reisenden, also Menschen, die auf einen Rollator oder Rollstuhl  angewiesen sind, Personen mit viel Gepäck oder Kinderwägen, aber auch  Fahrradfahrern, die Reise mit dem öffentlichen Nahverkehr, auch heute  noch oft verwehrt oder erschwert.     
  Auf Anfrage des Landtagsabgeordneten Ansgar Mayr (CDU) begründet die  Landesregierung diese Verzögerung vieler Bauvorhaben bei der Deutschen  Bahn (DB) mit lange andauernden Planungs- und Genehmigungsphasen. Der  CDU-Politiker kritisiert, dass die DB in der Stadt Karlsruhe bisher nur 3  von 6 DB-Bahnhöfen barrierefrei ausgebaut hat. Positiv bewertet der  Abgeordnete Mayr die Tatsache, dass im Landkreis immerhin schon 20 von  25 DB-Haltepunkten barrierefrei erreichbar sind.     
Ein Blick auf die Statistik verdeutlicht die Situation      Damit eine Haltestelle als vollständig barrierefrei gilt, muss sie  folgende Kriterien erfüllen. Der Zugang zum Bahnsteig ist stufenfrei  möglich und ein stufenfreier Übergang von Bahnsteig in das Fahrzeug,  darf einen Spalt von 5 Zentimeter in horizontaler und vertikaler  Richtung nicht überschreiten. Außerdem müssen die Bahnsteige und  mindestens eine Zuwegung der Haltstelle mit taktilem Blindenleitsystem  ausgestattet sein.    
  Das zuständige Verkehrsministerium des Landes Baden-Württemberg hat dem  CDU-Politiker Ansgar Mayr mitgeteilt, dass im Verantwortungsbereich des  Karlsruher Verkehrsverbundes (KVV) im Stadt- und Landkreis Karlsruhe die  Barrierefreiheit noch bei weitem nicht an allen Straßen- und  Stadtbahnhaltstellen umgesetzt worden ist. Im Stadtkreis Karlsruhe sind  rund 60 Prozent der nach der Straßenbahn-Bau- und Betriebsordnung  (BOStrab) erbauten Haltestellen vollständig oder bedingt barrierefrei.  Im Landkreis Karlsruhe ist die Lage deutlich dramatischer. Hier beträgt  der Anteil der vollständig oder bedingt barrierefreien Haltestellen nach  BOStrab nur knapp mehr als 20 Prozent.  
  „Jeder Mensch hat ein Recht auf Mobilität! Alle Menschen sollten von der  Mobilitätswende profitieren, insbesondere Menschen mit Behinderungen,  die auf einen barrierefreien ÖPNV angewiesen sind, um tägliche Termine  einhalten oder Freizeitbeschäftigungen wahrnehmen zu können“, erklärt  der Landtagsabgeordnete Ansgar Mayr. „Die Frist für die vollständige  Barrierefreiheit war allen Beteiligten seit 2013 bekannt. Leider ist ein  Ziel noch nicht wirklich absehbar“, bedauert Mayr und kritisiert, dass  beispielsweise für die DB-Haltepunkte Karlsruhe-West und Knielingen gar  keine Maßnahmen geplant seien.   
  Bretten als kommunales Vorbild      Die positive Nachricht ist jedoch: In Bretten tut sich was. Nach Angaben  der Deutschen Bahn (DB) bekommen die drei Bahnsteige jeweils einen  Aufzug und eine neue Beleuchtungsanlage. Die Investitionen werden unter  der Deutschen Bahn, dem Land Baden-Württemberg und der Stadt Bretten  aufgeteilt. Der Umbau des Brettener Bahnhofs ist demnach ein gelungenes  Beispiel das für viele andere Haltestellen in der Region als Vorbild  dienen sollte.